Der Plutonium-Freisetzung im Oak Ridge National Laboratory 1959

Am 20. November 1959 ereignete sich im Oak Ridge National Laboratory (ORNL) in Tennessee ein schwerer Unfall, der die Gefahren der Arbeit mit radioaktiven Materialien deutlich vor Augen führte. Während der Dekontamination von Arbeitsanlagen kam es in einer abgeschirmten Zelle der Radiochemical Processing Pilot Plant zu einer nicht-nuklearen Explosion in einem Verdampfer, die zur Freisetzung von Plutonium führte.

Ursache des Unfalls

Die Explosion wurde höchstwahrscheinlich durch eine chemische Reaktion ausgelöst: der unbeabsichtigte Kontakt von Salpetersäure mit phenolhaltigen Dekontaminierungsflüssigkeiten. Ein Techniker versäumte es, einen Verdampfer ordnungsgemäß mit Wasser zu reinigen und so von den reaktiven Dekontaminierungsrückständen zu befreien.

Plutonium und seine Gefährlichkeit

Plutonium, insbesondere das Isotop Plutonium-239, ist ein hochradioaktives und toxisches Schwermetall. Seine Gefährlichkeit beruht auf zwei Haupteigenschaften:

  • Alpha-Strahlung: Plutonium-239 emittiert Alphateilchen beim radioaktiven Zerfall. Diese Teilchen haben eine geringe Reichweite und können die Haut nicht durchdringen. Werden Plutoniumpartikel jedoch eingeatmet oder verschluckt, können die Alphateilchen in direkten Kontakt mit inneren Geweben und Organen treten und dort erhebliche Schäden anrichten. Die Alpha-Teilchen (Helium-Kerne) schädigen die Zellen schädigen und das Risiko für Krebserkrankungen, insbesondere Lungen- und Knochenkrebs, drastisch erhöhen.
  • Chemische Toxizität: Neben seiner Radioaktivität ist Plutonium auch chemisch giftig. Gelangt es in den Körper, kann es sich in verschiedenen Organen anreichern und deren Funktion beeinträchtigen.

Die Folgen des Unfalls

Die Explosion im ORNL setzte schätzungsweise 15 Gramm Plutonium-239 frei, höchstwahrscheinlich in Form eines Aerosols feinster Plutoniumoxidpartikel. Diese winzigen Partikel stellten eine besondere Gefahr dar, da sie leicht eingeatmet werden konnten. Die Kontamination durch das freigesetzte Plutonium war erheblich und erstreckte sich über das betroffene Gebäude hinaus bis hin zu angrenzenden Straßen und Fassaden.

Lehren aus dem Vorfall

Als direkte Reaktion auf diesen Unfall wurden im Oak Ridge National Laboratory umfassende Änderungen an der Pilotanlage vorgeschlagen und umgesetzt. Ziel dieser Maßnahmen war es, die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Freisetzungen radioaktiver Stoffe in die Arbeitsbereiche des Labors und die umliegende Umwelt drastisch zu reduzieren. Der Vorfall von 1959 dient bis heute als mahnendes Beispiel für die Notwendigkeit strengster Sicherheitsvorkehrungen und die potenziell schwerwiegenden Folgen von Nachlässigkeit im Umgang mit hochgefährlichen radioaktiven Materialien wie Plutonium.

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